Podiumsdiskussion der SPD Schleswig – Endlich angekommen?!

Serpil Midyatli auf der Podiumsdiskussion Bild: SPD Schleswig

„Eines angemessene Willkommenskultur soll den asylsuchenden Menschen entgegenbracht werden!“: so gab der SPD Ortsvereinsvorsitzende, Henrik Vogt, seine Vorstellung für den Umgang mit Flüchtlingen vor. Unter dem Titel „Endlich angekommen?!“ hatten sich verschiedene Akteure aus dem gesellschaftlichen Leben zur Podiumsdiskussion rund um das Thema Flüchtlinge im Hotel Hohenzollern zusammengefunden.

Neben der Landtagsabgeordneten Serpil Midyatil (Sprecherin des Arbeitskreises Migration/Vielfalt und Flüchtlinge der SPD-Landtagsfraktion) stellten sich auch der Leiter des Stützpunktes „Deutsch als Zweitsprache“ der Dannewerk Gemeinschaftsschule, Stefan Brömel sowie die Mitarbeiterin des Jugendmigrationsdienstes des Diakonischen Werkes des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises SL-FL, Maike Hohmann, den Fragen des Publikums. Weitere Fachexpertise wurde durch Jutta Just, ehrenamtliche Helferin/Lotsin zur Begleitung von syrischen Flüchtlingen und durch den Fachdienstleiter des Ordnungsamtes der Stadt Schleswig, Rainer Raup, in die Diskussionsrunde eingebracht. Die Schleswiger SPD-Landtagsabgeordnete Birte Pauls führte mit leitenden Fragen durch die Diskussion.

Für das Jahr 2014 wird mit ca. 200.000 Flüchtlingen gerechnet, welche ihre Zukunft in Deutschland suchen. Davon werden 3.900 Menschen in Schleswig-Holstein aufgenommen. Diese Zahl stellt derzeit 3,3% der Gesamtflüchtlingsmenge dar. Von diesen 3,3% werden wiederum 7% der asylsuchenden Menschen in den Kreis Schleswig-Flensburg vermittelt. Die Verteilungsquote im Kreis Schleswig-Flensburg beläuft sich wiederum für die Kreisstadt Schleswig auf 12,2%.

Die Erstaufnahme der Flüchtlinge in Schleswig-Holstein erfolgt zentral in Neumünster. Hier besteht die Möglichkeit einer parallelen Erstaufnahme von insgesamt 400 Menschen. Eine Unterbringung der Flüchtlinge ist hier bis zu drei Monate möglich. „Derzeit verbleiben die Flüchtlinge jedoch maximal 3-4 Wochen bevor sie auf die jeweiligen Landkreise und kreisfreien Städte verteilt werden“, so Midyatil. Die Finanzierung der Flüchtlingsunterkünfte und die Betreuung wird bis zu 70% vom Land übernommen. Dies u.a. da der Bund nicht genügend finanzielle Verantwortung übernehmen will.

Nach dem Verlassen der Erstaufnahme in Neumünster erhalten die asylsuchenden Menschen eine Fahrkarte und fahren in die jeweiligen Aufnahmegebiete. In Schleswig werden die Flüchtlinge vom Ausländeramt abgeholt und durch ehrenamtliche Lotsen, wie Frau Just, betreut. Die ehrenamtlichen Helfer werden durch das Schleswiger Ordnungsamt über die Ankunft von Flüchtlingen informiert. Wenn die Flüchtlinge in Empfang genommen werden, erhalten diese ein einmaliges Startgeld und werden in ihrer Wohnung, oftmals im Beisein von ehrenamtlichen Dolmetschern, über das weitere Vorgehen informiert. Die Lotsen planen nun maßgeblich den weiteren Ablauf der asylsuchenden Menschen (Gang zum Einwohnermeldeamt, Sozialamt, Einkaufsmöglichkeiten, etc.) und werden, wenn gewünscht„[…]jederzeit durch das Ordnungsamt der Stadt Schleswig unterstützt.“, so Rainer Raup.

Die Stadt Schleswig hat kürzlich den 69ten Flüchtling untergebracht. Hierbei ist die Stadt bei der Unterbringung der asylsuchenden Menschen maßgeblich auf die Mithilfe von Privatpersonen angewiesen. So sind von diesen 69 Personen, derzeit 42 Menschen bei privaten Vermietern untergebracht, 22 Menschen befinden sich in Räumlichkeiten des FKZ Geländes auf der Freiheit und 10 Personen sind über Schleswiger Wohnungsbaugesellschaften untergebracht.

Ein großes Problem beim Umgang mit den Flüchtlingen ist die sprachliche Barriere. So spricht von den ankommenden Menschen beinahe keiner Deutsch oder Englisch. Herr Brömel von der Dannewerk Gemeinschaftsschule unterrichtet derzeit 33 Kinder in Deutsch als Zweitsprache. Hierbei kommen seine Schüler aus 13 unterschiedlichen Ländern und haben so gut wie keine Sprachkenntnisse. In Kooperation mit dem Berufsbildungszentrum Schleswig konnten nun (seit dem fünfjährigen Bestehen der Einrichtung) sogar schon einige Jugendliche in bestimmte Lehrberufe vermittelt werden. Weitergehende Sprachkurse für Flüchtlinge sind immens wichtig und müssen durch das Land bzw. den Bund finanziell stärker gefördert werden.

Nach vollzogener Diskussion der Gesprächspartner und der regen Teilnahme der ca. 60 Zuhörer wurde folgendes deutlich: Schleswig muss weiterhin, aus der Verwaltung, aber vor allem aus Bevölkerung heraus, ein starkes Engagement zeigen. Nur so kann den asylsuchenden Menschen geholfen werden. Dies in Form vom ehrenamtlichen Engagement als Lotse oder durch die Bereitstellung von privatem Wohnraum und Gütern für die Flüchtlinge. Auf diesem Weg wird eine Willkommenskultur für asylsuchende Menschen etabliert, welche über die Kreisgrenzen hinaus zukunftsweisend ist.