Am 3. April lud die SPD-Schleswig zur öffentlichen Mitgliederversammlung in die Strandhalle in Schleswig ein. Die Thematik wurde durch den derzeit politisch-prägendsten Umstand gewählt: Der Theater-Standort Schleswig. Eingeladen waren hierzu Schleswigs Bürgermeister Dr. Arthur Christiansen sowie der Generalintendant des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters Peter Grisebach. Neben diesen beiden Gästen nahmen der SPD-Fraktionsvorsitzende der Ratsversammlung, Stephan Dose und die SPD-Landtagsabgeordnete Birte
Nach Begrüßung aller anwesenden Genossen und Gästen durch den SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Henrik Vogt, vollzog Stephan Dose einen thematisch einführenden Bericht in die Theater-Thematik. Dies unter Darstellung des chronologischen Ablaufs des vonstattengegangenen Dialogs, vom Jahr 2011 bis hin zur gegenwärtigen Lage, über den Theaterstandort Schleswig. Inhaltlich umfasste dieses gedankliche Resümee der vergangenen Ereignisse zahlreiche Wegpunkte. Beginnend vom Auftrag zur Begutachtung der baulichen Mängel des Theaters am Lollfuß, über die Einbringung des Vorschlages zur alternativen Nutzung des Geländes auf dem Hesterberg durch das Landestheater. Fortführend das Ereignis des mehrheitlichen Beschluss der Schleswiger Ratsversammlung durch u.a. die Stimmen der CDU und SPD zum Konzept ‚Hesterberg‘. Auch rief Dose den anwesenden Personen die beiden Sitzungen der Ratsversammlung im Dezember 2013 und Februar 2014 ins Gedächtnis. Diese Sitzungen stellten die geistige Kehrtwende der CDU Fraktion vom eigentlichen Konsens-Beschluss ‚Hesterberg‘ dar. Die Christdemokraten rückten nach eigenen Aussagen aufgrund finanzieller Bedenken vom Vernunftsprojekt ‚Hesterberg‘ ab und wendeten sich der Idee nach einer Sanierung des baufälligen Theaters im Lollfuß zu. Nach erfolgter Christdemokratischen-Gemütswandlung im Sinne des Ausdrucks ‚Im Kriechen kann man nicht stolpern‘ begann die Auseinandersetzung mit zahlreichen Gutachten zum Theaterstandort Schleswig. Der sogenannte ‚Statiker-Streit‘ sollte die Schleswiger Politik lange Zeit beschäftigen.
Während der Darstellung eben genannter Inhalte bemängelte Dose vor allem das fehlende konstruktive Verhalten der CDU-Schleswig in den vergangenen Monaten. Der gemeinsam erarbeitete ‚Hesterberg-Vorschlag‘ wurde durch die CDU ohne vorhandene, entsprechende Alternative abgelehnt. Auch die Äußerungen von Funktionsträgern der CDU bezüglich der Qualifikation des öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Schäden an Gebäuden, Herrn Hartmann, seien nicht akzeptabel. Der Umgang mit dem Generalintendanten Herrn Grisebach durch die CDU trage eine ähnliche Handschrift. Nach der Veranstaltung antwortete der Ortsvereinsvorsitzende Vogt auf eine dahingehende Frage ob heutige Darstellungen der SPD-Schleswig in der Theaterfrage als sprachliches „Nachtreten“ interpretiert werden könnte: „ Die Mitglieder der SPD haben das Recht über die Vorgänge bezüglich des Theaters umfänglich informiert zu werden. Zur Wahrheit gehört an dieser Stelle auch das fragwürdige Verhalten der CDU auf allen politischen Ebenen.“
An Doses Ausführungen anschließend stellte Bürgermeister Christiansen seine Idee zum Erhalt des Theaterstandortes Schleswig als Spiel- und Produktionsstätte vor. Diese beinhaltet einen Teilabriss des Theaters im Lollfuß. „Dies bedeutet auch, dass von dem heutigen Ensemble im Lollfuß das denkmalgeschützte Gebäude bestehen bliebe. Der Generalintendanz würde die Fassade des Schauspielhauses und die „Wanne“ des Zuschauerraumes erhalten bleiben.“, so Christiansen sinngemäß. Der „Quasi“-Neubau des Lollfuß-Theaters wird an selber Stelle erfolgen. Die Finanzierung soll aus privaten und öffentlichen Mitteln bestritten werden. „Einen privaten Investor habe ich schon.“, so der Bürgermeister. Christiansen machte auch deutlich, dass er mit einer Investitionssumme von ca. 18,5 Millionen Euro rechne. Ob die Finanzierung klappen kann, konnte Schleswigs oberster Verwaltungsleiter nicht versprechen: „Ohne die kommunalen Spitzenverbände und deren Beitrag wird es definitiv nicht funktionieren.“
Generalintendant Peter Grisebach stellte im weiteren Verlauf der Veranstaltung nochmal deutlich dar, welche tiefgreifenden, negativen Folgen die Ablehnung des Theaterstandortes ‚Hesterberg‘ für das Konstrukt des Landestheaters hat. Dies vor allem auch im Hinblick auf die zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Schauspiel, Verwaltung und Produktion. Nach Eindruck Grisebachs sei die Idee des Schleswiger Bürgermeisters letztendlich nun eine Idee von Vielen, welche aus der Gesellschafterversammlung des Landestheaters formuliert und gedacht würden. „Die Idee des Bürgermeisters kommt für uns leider zwei Jahre zu spät.“. Auch machte er deutlich was weitere Verzögerungen sowie ein weiterer Stillstand für ihn persönlich bedeuten würde. „Ab einem bestimmten Punkt mache ich mich als Geschäftsführer strafbar und werde persönlich der Insolvenzverschleppung haftbar gemacht.“, so Grisebach. Dass die Sachdarstellung durch den Generalintendanten Griesbach von Teilen der CDU als Erpressung wahrgenommen wird kann der Vorsitzende der SPD-Schleswig Vogt nicht nachvollziehen: „In der gesamten Auseinandersetzung bzgl. des Theaters sollte man doch die Sachzwänge des Landestheaters zur Kenntnis nehmen ohne den Eindruck zu haben, dass man erpresst wird. Dies gerade wegen der finanziellen Natur jener Sachzwänge. Jede politische Entscheidung die unter einer gewissen zeitlichen Vorgabe getroffen werden muss, könnte dieser Argumentation zu Folge als Erpressung ausgelegt werden.“
Abschließend stellte die Landtagsabgeordnete Birte Pauls fest, dass die Landesregierung alles Notwendige getan hat um das Landestheater und den Theaterstandort Schleswig zu erhalten. Auch nach der Ablehnung des Vorschlags ‚Hesterberg‘ habe die Landesregierung Gesprächsbereitschaft signalisiert. „Mit einer Idee wird man im Ministerium nicht weit kommen. Hier müssen tragfähige Konzepte her.“, so Pauls. Die Abgeordnete kritisierte mit deutlichen Worten das destruktive Verhalten der CDU. „Man hat den Eindruck gewonnen, dass die CDU eine Rettung des Landestheaters partout verhindern möchte.“. Diesen Ausspruch sendete Pauls vor allem an die Adresse des CDU-Fraktionsvorsitzendem im Kieler Landtag, Johannes Callsen. Auch versprach sie, dass sie sich im Rahmen ihrer landespolitischen Tätigkeit weiterhin für den Theaterstandort Schleswig einsetzen werde. Dies vor allem unter der Perspektive, dass der Produktionsstandort und die damit verbundenen Arbeitsplätze in Schleswig erhalten blieben. An dieser Stelle bedankte sich Pauls auch bei der dänischen Minderheit. Ohne deren Bereitschaft die Übergangslösung im Slevighus, der A.P. Møller Skolen und weiteren Gebäude des SSF zu realisieren wäre das Landestheater schon viel früher in Bedrängnis gebracht worden.
Der Grundtenor der anwesenden Gäste zeichnete sich wie folgt ab: Die Idee des Bürgermeisters ist besser als nichts. Fragezeichen der Anwesenden bezüglich der Finanzierung konnte der Bürgermeister jedoch nicht ausräumen. Durch diverse Nachfragen und Statements tat sich auch die skeptische Haltung vieler SPD-Mitglieder deutlich hervor.
Stephan Dose bekräftigte in Bezug auf die Idee des Bürgermeisters die konstruktive Haltung der SPD-Fraktion: „Wenn es noch eine Chance geben sollte Schleswig als Theater- und Produktionsstandort zu erhalten, dann wünschen wir dem Bürgermeister viel Erfolg bei der Umsetzung der Idee. Wir werden ihn selbstverständlich unterstützen – im Sinne der Stadt Schleswig, seiner Bürgerinnen und Bürger sowie im Sinne des Erhalts des Landestheaters.“