Leserbrief zu dem Kommentar „Endlich Klarheit“

Bild: SPD Schleswig
(vom 12.03.2014 in den Schleswiger Nachrichten)Ja, in der Tat, die Entscheidung zum Ende des Landestheaters ist aller Voraussicht nach gefallen. Es ist eine zutiefst traurige und für die Stadtentwicklung und den politischen Umgang desaströse Entscheidung.

Seit zwei über zwei Jahren und nicht erst seit dem Dienstag dieser Woche ist den politischen Gremien bekannt, dass eine Sanierung des Theaters am Lollfuß nur mit einem unverhältnismäßigen Aufwand möglich wäre.

Die Folgen sind klar. Es wird keine realisierbare Investition von ca. 16 Millionen € am Hesterberg geben. Die Arbeitsplätze am Landestheater fallen weg und führen absehbar zu einem Kaufkraftverlust von – konservativ geschätzt – ca. 3 Millionen € jährlich.

Neben diesen unmittelbaren Auswirkungen führt das Ende des Landestheaters zu einem Attraktivitätsverlust des Standortes und dies vor dem Hintergrund strukturell und demographisch sich verschlechternder Bedingungen. Statt die eigenen Stärken zu pflegen, schwächt man sich freiwillig selbst. Die liebens- und lebenswerte Kleinstadt schrumpft zum Provinznest. Und Provinz ist, anders als in der Realistenausstellung auf Schloss Gottorf zu lesen war, keine räumliche Kategorie, sondern eine Denkweise. Schleswig ist in seiner Seele verwundet worden.

Die Unfähigkeit von CDU und Grünen, zu einer realistischen Bestandsaufnahme der Stärken und Schwächen des Standortes zu gelangen und daraus angemessene Schlussfolgerungen abzuleiten, ist ein unentschuldbares Versäumnis. Man kann die Diskussion führen, welchen Wert das Landestheater für die Entwicklung Schleswigs besitzt, ob die erheblichen finanziellen Mittel berechtigt ausgegeben werden. Aber diese Diskussion sollte man auch führen und ihr nicht ausweichen durch fadenscheinige Vorhaltungen, die allein Partei- und Machtinteressen geschuldet sind.

Die infame und rücksichtslose Infragestellung der Kompetenz des Gutachters Korsch, die vordergründige Verlängerung der Diskussion, der ständige Meinungswandel, die auch öffentliche Diskreditierung städtischer Mitarbeiter bis hin zum neuen Bürgermeister lässt ein politisches Selbstverständnis deutlich werden, das die Grundlagen fairer und angemessener Konfliktaustragung schwer beeinträchtigt hat. Wer auf diese Weise agiert, will keine Sachauseinandersetzung führen, sondern Macht um der Macht willen demonstrieren.

Der Hesterberg wäre ein wunderbarer Standort für ein Theater- und Kulturzentrum gewesen. Wenn kein Wunder geschieht, wird es ein Traum bleiben.

Klaus Bosholm
Ratsherr

SPD

Schleswig, d.13.03.2014