Nichts über uns, ohne uns!

Birte Pauls, MdL Bild: Birte Pauls

Beschäftigte der Schleswiger Werkstätten zeigen Kristin Alheit, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung ihre Arbeitsplätze und diskutieren mit der Ministerin über Teilhabe

 

„Nichts über uns, ohne uns“, gemäß dieses Mottos schrieb Karin Prange, Beschäftigte im Schleiwerk der Schleswiger Werkstätten, einen Brief an die Sozialministerin und lud sie persönlich nach Schleswig ein. “Dann können auch die Menschen mit Behinderung aus ihrer eigenen Sicht und ihrem eigenen Gefühl schildern, wie wir in einer Werkstatt arbeiten“, schrieb sie der Ministerin.

Ministerin Kristin Alheit informierte sich im Schleiwerk, einer Betriebsstätte der Schleswiger Werkstätten, über die verschiedenen Arbeitsbereiche, die Einrichtungsleiter Jan-Henrik Schmidt vorstellte. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen arbeiten hier zum Beispiel in der Medienwerkstatt oder in der Montagegruppe. Im Schleiwerk werden unter anderem Werbebanner und Taschen aus alten Segeln hergestellt und verkauft. Alle Taschen können nach individuellen Vorgaben gefertigt werden. In der Montageabteilung werden Aufkleber für Pokale hergestellt und verarbeitet. Diese Arbeit erfordert viel Geschick und feinmotorische Fähigkeiten. Neben dem Schleiwerk besuchte Kristin Alheit die Betriebsstätte Buch Cafe´. Hier arbeiten Beschäftigte im Gebrauchtbuchhandel, Buchspenden von Bürgern aus Schleswig und dem Kreisgebiet werden über die Plattform Amazon verkauft und versendet.

Während des Rundganges stellte sich die Ministerin den Fragen von Hans-Walter Simonsen, Vorsitzender des Werkstattrates, der betrieblichen Interessenvertretung der Menschen mit Behinderungen. “Gibt es auch den Mindestlohn für Menschen mit Behinderungen, die in einer Werkstatt arbeiten? Und warum haben wir jetzt nur noch 3 Wochen Lohnfortzahlung?

Karin Prange schilderte Kristin Alheit wie sie sich als Beschäftigte fühlt. „Es ist mir wichtig klarzustellen, dass nicht alle Menschen über einen Kamm geschoren werden dürfen. Es gibt nicht den Behinderten, vielmehr hat jeder einzelne unterschiedliche Fähigkeiten und Belastungsgrenzen, die Menschen sind sehr unterschiedlich und sollten so auch war genommen werden“.

Die Finanzierung von Leistungen für Menschen mit Behinderungen war Hauptthema der abschließenden lebhaften Gesprächsrunde über Teilhabe und Inklusion, insbesondere die schwierigen Verhandlungen zwischen Koordinierungsstelle für soziale Leistungen (KOSOZ) und der Einrichtungsträger. Georg Kallsen, Vorsitzender der Geschäftsführung der NGD-Gruppe forderte einen stärkeren Austausch zwischen allen beteiligten Parteien. Ministerin Alheit schaut auch mit einem Auge nach Berlin, auf das im Koalitionsvertrag avisierte Bundesteilhabegeld mit einem eigenständigen Leistungsgesetz.

Birte Pauls (MdL): „Die Angestellten der Schleswiger Werkstätten sind selbstverständlicher und bereichernder Bestandteil unserer Gesellschaft und ich bin immer wieder beeindruckt angesichts der Vielfalt ihrer Arbeit.
Wir können viel voneinander lernen. Deshalb ist mir ein lebendiger Austausch wichtig, auch mit Hinblick auf den Aktionsplan für Menschen mit Behinderungen, den wir im November im Landtag beschlossen haben.“